Mehrsprachiges Erzählen. Die eigene Mehrsprachigkeit als Stärke zu erleben ist das Ziel dieses Projektes. Anhand eines Bilderbuches ohne Text werden die Kinder animiert, die Geschichte in ihren Familiensprachen zu erzählen. Die verschiedenen Versionen wurden zusammen illustriert, niedergeschrieben und am Ende zu einem mehrsprachigen Buch gebunden.
Unsere Schule ist bunt an Geschichten, Charakteren und Sprachen.
Oft kann man in der Schule der Sprache der Geborgenheit und der Gefühle, der Erinnerungen der Kinder, nicht den angemessenen Platz schenken.
Wir wollen mit dem Projekt eine Tür öffnen und den Klang der sprachlichen Welt der Kinder in die Klassen bringen, die Klasse öffnen und zeigen, dass Mehrsprachigkeit nicht ein Problem unserer Gesellschaft ist, sondern ein Reichtum. Die Geschichte des Mädchens, das einer Welle begegnet, spiegelt die Art wieder, wie Kinder überall, egal welche Sprache sie zu Hause sprechen, die Welt erobern: mit Respekt, Mut, Neugier, sinnlicher Freude und Lust am Abenteuer.
Umsetzung / Ablauf
Es wurde ein Bilderbuch ohne Text ausgewählt.
Das Buch wurde den Kindern präsentiert, gemeinsam besprochen und es wurde zusammen ein brainstorming über positive und negative Gefühle gemacht.
Die Kinder haben mit Hilfe der Eltern, Kärtchen mit muttersprachlichen Begriffen mit für sie relevanten Gefühlen vorbereitet.
Die Bilder vom Mädchen wurden mit Kohlenstifte gezeichnet.
Das Meer wurde in verschiedenen Techniken dargestellt. Reißtechnik, Abwischtechnik, Arbeiten mit Strohhalmen, Wasserfarben und Ölkreiden.
Mit einem Schwämmchen wurde der Sand getupft.
Die Möwen wurden mit Origamipapier gefaltet.
Die Muscheln und Seesterne wurden gedruckt.
Die verschieden Elemente wurden als Collage auf eine Seite geklebt.
Die Ausdrücke der Gefühle wurden danach auf weißen Kärtchen in den Muttersprachen der Kinder verfasst und intuitiv in das Buch eingefügt.
Mit Hilfe der MuttersprachelehrerInnen oder Eltern haben die Kinder die Geschichte des Mädchen, das einer Welle begegnet, in 10 verschiedenen Sprachen niedergeschrieben (Arabisch, Bosnisch – Serbisch, Deutsch, Mandarin, Pashto, Romanes, Ungarisch, Spanisch, Tagalog, Türkisch)
Als Abschluss in der Klasse lasen die Kinder jeweils in ihren Muttersprachen ihre selbstverfassten Geschichten vor und wir sprachen über die verschiedenen Ideen und Emotionen der Kinder und des Mädchens.
Ein Grafiker hat die von den Kindern gestalteten Bilder und Geschichten gelayoutet und von diesem Buch wurden schließlich circa 70 Exemplare gedruckt. Jedes Kind bekam ein Exemplar. Die restlichen Exemplare wurden anderen Klassen und Schulen zur Verfügung gestellt.
Learnings
Entstanden ist das Buch im gelebten Miteinander: ein oder mehrere Kinder gestalteten eine Seite und mussten sich im Gegenüber finden, damit zwei Kunstwerke von verschiedenen Kindern in unterschiedlichen Techniken zu Einem werden. So wie Wasser ineinander fließt, vereinigten sich die Werke der Kinder. Dies ist den Kindern sehr gut gelungen, weil sie respektvoll und achtsam miteinander und mit den Kunstwerken anderer umgingen. Das hat unserer Klassengemeinschaft sehr gut getan. Es war schön zu erleben, wie die Kinder an der Aufgabe wuchsen und viele kreative Ideen diskutiert werden konnten. Das Selbstwertgefühl nichtdeutschsprachiger Kinder wurde gehoben und ein positives, kommunikatives Miteinander ist entstanden. Die Sprache des Anderen wahrzunehmen führte zu einer respektvollen und friedlicheren Gemeinschaft. Es war für uns LehrerInnen auch eine bereichernde Erfahrung mit den Eltern und den MuttersprachelehrerInnen eng zusammen zu arbeiten.
Ergebnis / Weiterentwicklung
Präsentiert wurde die Arbeit und ein Video über die Entstehung der Arbeit im MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst im Beisein der Sponsoren, einem Vertreter des Bildungsministeriums, der Direktorin der Schule, sowie Eltern und LehrerInnen.
Ergebnis des Projektes ist ein wirklich gelungenes Kunst- Sprachenbuch und viele wunderschöne Erinnerungen und Momente. Vielleicht wird in Zukunft noch einmal ein ähnliches Projekt an unserer Schule möglich sein.
Teilnehmer_innen
An dem Projekt waren alle SchülerInnen der Klasse 4a und ihre Eltern zusammen mit den MuttersprachelehrerInnen und einigen mehrsprachigen Lehrerinnen und Betreuerinnen an unserer Schule beteiligt. Mitte Juni 2018 wurde das Projekt einer breiten Öffentlichkeit im MAK, Österreichisches Museum für angewandte Kunst, präsentiert. Finanziert wurde das Projekt von SEEDprogram.
Vorstellung Projektleiter_innen
Stephanie Frigyesi, seit 2014 an der Europaschule tätig. Davor Studien- Auslandsaufenthalte in Italien und Spanien und 11 Jahre bei Austrian Airlines. Spracheninteressiert, weltoffen, kinderliebend und Sternzeichen Fisch. Sehnsucht nach Meer.
Anna Ruggiero, seit 2011 tätig als native Speaker Teacher für Italienisch an der Europa Schule. Mehrsprachig und das Meer liebend.