Kinderrechte als Instrument der Partizipation

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Mag. Dr. Martina Wendl, BEd BEd
Die Auseinandersetzung mit dem Sachtext "Kinder haben Rechte!" im Rahmen des Deutschunterrichts an Neuen Mittelschulen
NMSI & JHS Konstanziagasse 50
Konstanziagasse 50
1220 Wien
Schulfächer
Deutsch
Schwerpunkte
Gesellschaft
Alter
Sekundarstufe I
Zeitraum
Schuljahr 2018/2019

Idee / Ziele

Es wird ein didaktisches Modell auf Grundlage des juristischen Fachtextes "Kinder haben Rechte!" vorgestellt, das neben der inhaltlichen Bearbeitung des Themas "Kinderrechte" auch das Leseverstehen schult. Es wird empfohlen, diesen Sachtext mit dem dazugehörigen Text "Fakten" in der vierten Klasse der Neuen Mittelstufe zu bearbeiten.
Dieses Modell basiert auf ausgewählten Lesestrategien, ua. das Mehrebenenmodell des Lesen von ROSEBROCK und NIX, um die jeweilige Strategie und ihre Funktion darin verorten zu können. Zudem werden die jeweiligen Lesestrategien mit den entsprechenden (Lese-)Standards verknüpft. Die Schüler*innen sollen anhand des Sachtextes "Kinder haben Rechte!" mithilfe der dargestellten Lesestrategien die UN-Kinderrechtskonvention kennenlernen, sie verstehen und sich mit deren Bedeutung für ihr Leben auseinandersetzen. Damit sollen die Voraussetzungen für die gesellschaftliche Teilhabe der Schüler*innen geschaffen werden. Im Anschluss daran wird an einem fiktiven Sachverhalt aufgezeigt, wie die SchülerInnen einer Neuen Mittelschule von ihrem Partizipationsrecht gem. Art. 12 KRK Gebrauch machen, um die gesellschaftspolitische Entscheidungsfindung in ihrem Sinn zielführend zu beeinflussen, nachdem sie sich zuvor mit der UN-Kinderrechtskonvention auseinandergesetzt haben.
Aufgezeigt wird die wechselseitige Abhängigkeit von Pädagogik und Partizipation. Der Erwerb von Lesekompetenz bedingt hierbei die Teilhabe an gesellschaftlicher und kultureller Praxis.

Umsetzung / Ablauf

Die nachfolgenden Lesestrategien im Umgang mit dem Sachtext "Kinder haben Rechte!" werden angewendet. Sodann erfolgt die Auseinandersetzung mit dem fiktiven Beiteiligungsprojekt "Jugendspielplatz".
Zur Aktivierung des Vorwissens sollen die Schüler*innen Fragen zur Überschrift formulieren und assoziativ schreiben. An Organisationsstrategien werden das Markieren von Wichtigem, das farborientierte Markieren sowie das Vornehmen von Randnotizen vorgestellt. Das Verfassen von Zwischenüberschriften sowie die textreduktive Methode, sog. "Wegstreichmethode", werden als ordnende Strategien angewendet. Im Rahmen von inhaltsbezogenen Strategien werden Fragen an den Text gestellt, der Umgang mit unbekannten Wörtern vermittelt, Beispiele genannt und schließlich durch Erstellung eines Plakates der Textinhalt visualisiert.
In dem Projekt "Jugendspielplatz" erreichen die Schüler*innen, dass im Wiener Gemeinedrat beschlossen wird, 3.000 m² des umgewidmeten 8.000 m² großen Grundstückes für die Errichtung des geforderten Jugendspielplatzes zu widmen.
Um ihr Ziel zu erreichen, sammeln die Schüler*innen in ihrer Freizeit Unterschriften für die Errichtung des Spielplatzes. Damit sie möglichst viele Unterstützungserklärungen bekommen, werden sie in diversen Internetforen aktiv. Zusätzlich treten mit dem Bürgermeister in Kontakt, dem sie die Unterschriften überreichen. Darüber hinaus halten sie medienwirksam eine Demonstration ab, von der in der abendlichen Regionalsendung berichtet wird.

Learnings

Die Schüler*innen haben gelernt, dass deren erfolg­rei­che Ein­fluss­nah­me auf die Umwidmung des Grund­stü­ckes die unter­richt­li­che Aus­ein­an­der­set­zung mit der UN-Kin­der­rechts­kon­ven­ti­on ist. Sie befassen sich mit ihren Rechten, weshalb sie sich ihres Par­ti­zi­pa­ti­ons­rech­tes bewusst sind. Dass sich die Schüler*innen auch tat­säch­lich an diesem Wil­lens­bil­dungs­pro­zes­ses betei­li­gen und ihre gesell­schaft­li­che Ver­ant­wor­tung über­neh­men, liegt daran, dass die Errich­tung eines Spiel­plat­zes in ihrem Interesse liegt, also ihre Lebens­welt berührt. Sie nehmen ihr Par­ti­zi­pa­ti­ons­recht wahr, da es für sie eine prak­ti­sche Bedeutung gewinnt. Als gleich­be­rech­tig­te Handelnde des Gemein­we­sens beein­flus­sen sie damit die Aus­ge­stal­tung des Bau­pro­jekts und ermög­li­chen die Rea­li­sie­rung des Jugend­spiel­plat­zes. Sie erlangen mit ihrer Teilhabe eine Schlüs­sel­rol­le bei der Ver­wirk­li­chung ihrer Rechte. Sie treten als kom­pe­ten­te Akteure ihrer eigenen Lebens­kon­tex­te auf.
Als Pro­jekt­lei­te­rin konnte ich im Sinne VON HENTIG erfahren, dass die Schüler*innen bei ihrem Enga­ge­ment für die Errich­tung eines Jugend­spiel­plat­zes das Defi­nie­ren ihres Inter­es­ses, das öffent­li­che Ver­han­deln, das Über­zeu­gen der erwach­se­nen Ent­schei­dungs­trä­ger und das Treffen von Ver­ein­ba­run­gen üben. 
Auf die sohin par­ti­zi­pa­ti­ons­fä­hi­gen und par­ti­zi­pa­ti­ons­wil­li­gen jungen Menschen baut die Demo­kra­ti­sie­rung unserer Gesell­schaft auf.

Ergebnis / Weiterentwicklung

Da das bloße Wissen der Schüler*innen über ihre Kinderrechte nicht gewährleistet, dass sich die jungen Menschen auch tatsächlich dazu verantwortlich fühlen, aktiv für ihre Kinderrechte einzutreten, bedarf es pädagogischer Interventionen, um die Voraussetzungen für ihre gesellschaftliche Teilhabe zu schaffen. Eine davon ist ihre Unterstützung beim Aufbau von Lesekompetenz, weshalb die Lernenden in ihrem Prozess des Lesens und des Verstehens des juristischen Fachtextes "Kinder haben Rechte!" mithilfe der aufgezeigten Lesestrategien auf Grundlage der fachdidaktischen und soziologischen Forschungserkenntnisse gefördert werden.
Lehrpersonen können zudem die SchülerInnen dazu ermutigen, sich mehr zuzutrauen, aber auch sie stärken, wenn sie sich mit zu groß empfundenen Schwierigkeiten konfrontiert sehen. Wichtig ist es auch, die Schüler*innen mit Ideen für bestimmte partizipatorische Aktivitäten zu begeistern. Grundlage aller Interventionen sollte allerdings sein, die Schüler*innen als Subjekte mit individuellen Erfahrungen, Kompetenzen und Anschauungen zu respektieren. Zudem sollten sie sich darauf konzentrieren, die rechtlichen sowie die strukturellen Rahmenbedingungen für das selbständige Handeln und die Einflussnahme der Schüler*innen zu verbessern.

Teilnehmer_innen

Es waren alle Schüler*innen der 4. Klasse an dem Projekt beteiligt.

Vorstellung Projektleiter_innen

Ich unterrichte an der NMSI & JHS Konstanziagasse 50, 1220 Wien. Meine Lehrbefähigung habe ich in den Fächern Deutsch, Physik/Chemie und katholische Religion. Bis zu meinem Eintritt in den Schuldienst arbeitete ich als Juristin. Unterrichtserfahrung habe ich daher auch in den juristischen Fächern an einer BMHS.

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Projekt:

Kinderrechte als Instrument der Partizipation

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