Einer der Schwerpunkte der Integrativen Lernwerkstatt Brigittenau ist die Sinnes- und Sozialschulung. Um diese geht es auch bei Projekten der 7. und 8. Schulstufe in der Stockerauer Au, wie z.B. dem Bau einer Pergola. An jedem Projekttag wird gemeinsam gekocht, Zeit im Wald verbracht und im Garten gearbeitet. Rechtlich wird das Projekt vom Verein “Lernen unter Sternen” getragen.
Ziel ist, dass die Schüler*innen ein Gemeinschaftsgefühl entwickeln und Verantwortung für sich, andere und eine Sache übernehmen. Außerdem bietet das praktische Arbeiten die Möglichkeit versteckte Talente zu entdecken. Jede*r arbeitet mit - ob in der Küche, im Garten, in der Werkstatt oder im Forst etc.. Das Kennenlernen der eigenen Kompetenzen und die Arbeit mit den eigenen Ressourcen spielt während der Projekte eine wichtige Rolle. Die Schüler*innen sollen gestärkt aus den Projekten herauskommen.
Der Montessori Erdkinder Plan und die systemische Erlebnispädagogik bilden die pädagogische Grundlage der Projekte mit der 7. und 8. Schulstufe.
Die Pädagogen*innen begleiten die Schüler*innen in ihren Prozessen und setzen gezielt Methoden ein, damit die Jugendlichen gut unterstützt werden. Fixer Bestandteil der zwei Wochen sind Reflexionsrunden, die den Schüler*innen ermöglichen ihre Fortschritte zu erkennen oder Neues zu entdecken.
Die Sensibilisierung bzgl Natur- und Umweltschutz ist ebenfalls wesentlich bei den Projekten in der Au. Die Au-Landschaft als Umgebung und die vereinfachte Lebensweise während der zwei Projektwochen tragen ihren Teil dazu bei. Der Strom für das Licht im Lernraum kommt von einem selbst installierten Solarpanel und geheizt wird mit Holz. Gekocht wird entweder am Feuer oder am Herd der selbst gebauten mobilen Küche. Durch all diese Details wird ein Bewusstsein für natürliche Ressourcen geschaffen und Respekt der Natur gegenüber induziert.
Umsetzung / Ablauf
Im Jahr 2013 entdeckte eine Kollegin die Liegenschaft in der Stockerauer Au. Die Idee einer Außenstelle kursierte schon länger in der ILB. Da das Grundstück ideal dafür erschien und vom Handelskai leicht erreichbar ist, wurde Kontakt zum Besitzer der Liegenschaft aufgenommen. Es dauerte dann noch eine Weile bis mit dem ersten Projekt begonnen werden konnte. Zu der Zeit, gab es noch nicht einmal einen ordentlichen Ofen im Lernraum. Sukzessive wurde der Raum, der Hof und der Garten gestaltet. Ausgangsidee für die Außenstelle war den Montessori Erdkinderplan umzusetzen. Um bei der Planung nicht bei Null zu beginnen wurde das Vorreiterprojekt, die Montessorischule Potsdam (URL), besucht. Diese Schule hat ein ähnliches Projekt in Schlänitzsee.
Um die Umsetzung des Projekts überhaupt möglich zu machen, wurde der nicht auf Gewinn ausgerichtete, gemeinnützige Verein „Lernen unter Sternen“ gegründet. Der Vorstand besteht aus Eltern und Pädagogen*innen der ILB. Der Verein bildet die rechtliche Grundlage zur Anmietung der Liegenschaft und nimmt sich der Finanzierung und der Öffentlichkeitsarbeit des Projekts an. Finanziert wurde das Projekt bisher durch Spenden des Elternvereins, Förderungen, private Sach- und Geldspenden und die Mitgliedsbeiträge des Vereins. Das pädagogische Au-Team der ILB ist zuständig für die langfristige Gestaltung und Umsetzung des pädagogischen Konzepts, sowie für die Planung und Durchführung von Projekten.
Learnings
Schüler*innen: Überwindung (draußen sein bei Kälte, Wind, Regen, …), Aufgabe von Bequemlichkeit, Gemeinschaftsgefühl, Freude am Tun und der Arbeit, Aufgabe von Rollenbildern (Burschen kochen und Mädchen arbeiten mit Bohrmaschine, Säge und Co), Verantwortung für sich und andere übernehmen, Risikoeinschätzung beim beaufsichtigten Arbeiten mit Maschinen, Umgang mit Werkzeug, Respektvoller Umgang mit der Natur, Eigenmotivation, Reflexivität, Kennenlernen der eigenen Bedürfnisse, Lernen verschiedener Tätigkeiten (tischlern, kochen, biologisch gärtnern, Feuer machen, …), Erweiterung der Sozialkompetenz und Handlungskompetenz
Pädagog*innen: Umsetzung der Projekte, Organisation, systemische Begleitung der Schüler*innen, Integration in den Lehrplan und Unterricht der Schule, Spontanität, …
Ergebnis / Weiterentwicklung
Eine wirklich wissenschaftliche Evaluierung des Projektes gab es leider bisher noch nicht. Dafür fehlen die Ressourcen. Jedoch kann von Beobachtungen berichtet werden:
Schüler*innen die kognitiv oder aufgrund einer anderen Muttersprache im Unterricht weniger brillieren können, blühen in der AU oft merklich auf und können zeigen, dass sie Fähigkeiten haben die im normalen Schulunterricht übersehen werden können. Das verändert auch die soziale Integration verschiedener Kinder und Jugendlicher in der Peergroup. Generell ändern sich die sozialen Strukturen der Klassengemeinschaft merklich, während der Projekte in der Au. Zudem haben wir festgestellt, dass der Besuch und/oder die Mitarbeit und Begleitung durch Experten*innen dazu führt, den Schüler*innen einen Einblick in verschiedene Berufsfelder zu ermöglichen. Sie lernen ihre Interessen besser kennen und haben die Möglichkeit ihre jugendlichen Energien physisch auszuleben. Auch die noch kindliche Seite findet ihren Raum und kann beim Spielen im Wald oder im Matsch den Freiraum bieten der in der Schule oft nicht gelingt. Dort müssen sie eher ihren Schein wahren und “erwachsen” sein.
Da dieses Projekt erfolgreich ist, soll es in jedem Fall weitergeführt und wenn möglich ausgebaut werden.
Das Au-Projekt ist mittlerweile in der ganzen Schule Teil des Unterrichts, außerdem ist es im Schulversuch in der Sinnes- und Sozialschulung verankert. Je nach Alter der Schüler*innen ändert sich das Konzept und Ziel der Zeit in der Außenstelle.
Teilnehmer_innen
Alle Schüler*innen der ILB, ein Großteil der Pädagogen*innen der ILB, der Elternverein, einige Eltern als Unterstützung, sowie Kooperationspartner*innen wie beispielsweise das Büro für nachhaltige Kompetenzen, Experten*innen des Films, Architektur, Nachhaltigkeit, verschiedener Handwerke (Tischler, Bootsbauer, Elektriker,…)
Vorstellung Projektleiter_innen
Die Projektleitung liegt momentan in den Händen von Marlene Zwettler und Michael Pichler-König. Beide sind Pädagogen*innen an der ILB. Sie werden von mehreren Pädagogen*innen stärker unterstützt.
Initiiert wurde das Projekt von Barbara Tichy.