Im Frühsommer 2018 beschlossen die Schüler*innen und ihr Lehrer*innenteam im Schuljahr 18/19 ein Theaterstück aufzuführen.
Bei einer Diskussion der Frage nach einem geeignetem Stück landeten die Schüler*innen rasch bei dem Jahresthemen des Geschichtsunterrichts und dem Gedenkjahr: der Entstehung des Nationalsozialismus, den Verbrechen gegen die Menschlichkeit und daraus folgend der Shoah und dem abschließenden internationalen Versuch, Völkermord und Kriege durch internationale Kooperationen zu verhindern.
Unsere Schüler*innen stellten viele Fragen:
Warum haben Nachbarn, Mitbürger oder auch andere Staaten nicht eingegriffen, als die jüdische Bevölkerung schikaniert, deportiert und ermordet wurde?
Wie reagierten die Menschen in dieser Ausnahmesituation?
Wie reagieren wir heute, wenn in anderen Ländern Verbrechen an Menschen verübt werden?
Gibt es hier allgemeine Verhaltensmuster, wie sich Menschen in Extremsituationen verhalten?
Wann ist jemand Täter, Opfer oder Mitläufer?
In einem weiteren Schritt wurden
• der Roman „Glockengasse 29“, Kindheitserinnerungen Vilma Neuwirths an die Zeit des 3. Reiches in Wien,
• die Unterrichtsmaterialien „Wer ist schuld am Tod von Edith Winkler? – Völkermord als gesellschaftliche Verantwortung“ (www.erinnern.at)
• und zwei Artikel der Tageszeitschrift Standard
o https://derstandard.at/2000075776312/Ein-Brief-ueber-den-Anschluss-1938-Und-dann-kam-ER
o https://derstandard.at/2000082907519/Die-ewige-Schande-unterlassener-Hilfeleistung
als Ausgangsbasis für die Entwicklung eines Theaterstücks gewählt.
Im Laufe des 1. Semesters kristallisierten sich 4 Geschichten heraus, die wir bei unserem Theaterabend erzählen wollten.
2 Geschichten, die in Wien spielen und 2 Geschichten die in Europa und Amerika spielen
2 Geschichten der Solidarität, des Muts und der Hilfe, 2 Geschichten des Wegschauens und Ignorierens
• Die Geschichte Vilma Neuwirths – über das Gelingen kleiner Hilfestellungen im Alltag,
• Das kurze Leben Edith Winklers – über das Fehlen jeglicher Hilfe
• Die Kindertransporte – über das Gelingen internationaler Hilfestellung und die Rettung von 100 000 jüdische Kindern
• Internationale Konferenzen – über das internationale Scheitern, die Frage der jüdischen Flüchtlinge zu lösen aber auch über die Gründung der UNO als Antwort auf den Schrecken des 2.WK
JF Lepage, Native Speaker am GRG Contiweg und erfahrener Drehbuchautor, übernahm die Entwicklung und das Schreiben von Szenen über die wichtigen internationale Konferenzen und erarbeitete die Szenen über Geertruida Wijsmuller-Meijer und die Organisation der Kindertransporte nach Großbritannien.
Währenddessen lasen die Schüler*innen der 4c im Rahmen der Freiarbeitsschiene „Continent – lernen entdecken“ das Buch „Glockengasse 29“ und arbeiteten mit den Materialien von „erinnern.at“ zur Geschichte von Edith Winkler.
Anschließend daran wählten die Schüler*innen 4 Szenen aus Vilma Neuwirths Buch. Diesen wurden 4 ähnliche Szenen aus Edith Winklers Leben gegenübergestellt.
Johannes Dressel recherchierte mit der Klasse zeitgleich im Geschichteunterricht und während der Freiarbeitsphasen die Fakten und Hintergründe dieser 4 Geschichten.
Im Jänner 2019 schließlich führten Johannes Dressel und Stefan Stiepanofsky die Klasse zu den real existierenden Orten Vilma Neuwirths Buch im Karmeliterviertel und dokumentierten diese.
Am 15.2. fand eine Exkursion nach Mauthausen statt.
Seit Februar 2019 arbeitete die Klasse an den im 1. Semester entstandenen Szenen. 4 Teams wurden gebildet. Jedes Team arbeitete an seiner Geschichte, Kostüme wurden recherchiert, Texte gelernt und geprobt.
Im Rahmen der KOKOKO Stunden wurden die Szenen gespielt und reflektiert. Es wurde die Frage, auf welcher Weise eine Szene über den Massenmord in Auschwitz dargestellt werden kann, diskutiert – die Schüler*innen und das Team entschieden sich für Schweigen als die beste Möglichkeit.
Am Mittwoch, 13. 6. wurde das Theaterstück mit Erfolg aufgeführt.