WILMA Erfinder:innenwerkstatt (WILMA steht für "WIr lernen durch MAchen")
Tanja List
WILMA ist eine Erfinder:innenwerkstatt, in der Kindern aus der Volksschule und Jugendlichen aus der Sek II der Raum und die Möglichkeiten zur Verfügung gestellt werden, ihren Ideen freien Lauf zu lassen und sie umzusetzen. Aufbauend auf den Nachhaltigkeitszielen der UN lernen die Kinder, die Welt um sich herum zu verstehen. Die jungen Erfinder:innen gestalten Dinge für eine zukunftspositive Welt.
Das Besondere an WILMA: Schüler:innen der Oberstufe übernehmen die Leitung und gestalten das Projekt für Volksschulkinder. Durch diese Zusammenarbeit entsteht ein wertvoller Austausch, bei dem beide Seiten enorm profitieren.
Für die Oberstufenschüler:innen bietet WILMA eine einzigartige Chance, selbst in die Rolle von Lehrenden zu schlüpfen. Sie lernen, Verantwortung zu übernehmen, Inhalte klar zu vermitteln und jüngere Kinder zu motivieren. Diese Erfahrung stärkt nicht nur ihre sozialen Kompetenzen, sondern auch ihre Fähigkeit zur Teamarbeit, Problemlösung und Selbstorganisation. Und das Beste: Sie erleben, wie sinnvoll und erfüllend es ist, Wissen weiterzugeben und andere zu begeistern.
Die Volksschulkinder profitieren von den kreativen und durchdachten Projekten, die die Jugendlichen vorbereiten. Durch den frischen Zugang der Oberstufenschüler:innen werden die Inhalte altersgerecht, spielerisch und praxisnah vermittelt. So wird das Lernen zu einem inspirierenden Erlebnis, das Neugier und Kreativität fördert.
Ein weiterer wichtiger Aspekt von WILMA ist die Nachhaltigkeit der Projekte: alle Aktivitäten orientieren sich an den Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) der Vereinten Nationen. Damit zeigt WILMA nicht nur, wie wirksam Lernen durch Handeln sein kann, sondern trägt auch aktiv dazu bei, eine positive und nachhaltige Zukunft mitzugestalten. Es entstehen Projekte, die Bewusstsein schaffen, Verantwortung fördern und den Blick auf globale Herausforderungen lenken – eine echte Bereicherung für alle Beteiligten.
Die “WILMA-Erfinder:innen-Werkstatt” ist Teil des “Jedes Kind stärken” Programms vom gemeinnützigen Verein IFTE.
Umsetzung / Ablauf
• 17 Oberstufenschüler:innen einer 4. HAK des ibc hetzendorf haben sich bereit erklärt im Rahmen des Übungfirmenunterrichts eine WILMA zu initiieren.
• Die Pädagog:innen der Oberstufe haben sich mit drei Volksschulen koordiniert und mit den Pädagog:innen der Volksschule vereinbart, gemeinsam in insgesamt vier Volksschulklassen eine WILMA umzusetzen.
• Die Oberstufenschüler:innen haben an einem Nachmittag eine Fortbildung zur Workshopgestaltung WILMA besucht. Ein begleitendes Handbuch stand ebenfalls kostenlos zur Verfügung.
• Die VS-Pädagog:innen erfuhren in einem 1-stündigen Online Workshop, was sie während der WILMA erwartet.
• Die Oberstufenschüler:innen setzten sich mit den entsprechenden Volksschulen in Verbindung und klärten Details zu Materialsammlung, Termin und Umsetzung.
• Die Oberstufenschüler:innen besuchten in Teams die Volksschulen VS Infinum, VS Jean Pictet und Reformpädagische Volksschule Karl-Löwe-Gasse.
• Die Umsetzung einer WILMA Erfinderwerkstatt erfolgte in einem 3-stündigen Workshop, in dem die Kinder zuerst gemeinsam mit den Oberstufenschüler:innen die SDG erarbeitet haben. Danach brachten sie in Kleingruppen ihre Ideen für Erfindungen, die einen Beitrag zu dem ausgewählten SDG liefern können, zu Papier. Anschließend bastelten sie mit dem vorhandenen Material (trockener Verpackungsmüll - Upcycling) einen ersten Prototyp ihrer Erfindung. Diese Protypen wurde dann im Plenum präsentiert und gefeiert.
• Nach dem Workshop wurden die Prototypen im Schulhaus ausgestellt, sodass sich auch Kinder anderer Klassen, Lehrer:innen und Eltern einen Eindruck vom Projekt machen konnten.
Learnings
Mit WILMA wird der Erfinder- und Entdeckergeist geweckt und gefördert sowie die Herangehensweise an eine Problemstellung aufgezeigt. Die Kinder werden aufmerksamer und verstehen Problemstellungen als Herausforderungen und nicht als Hürden und erkennen, dass Veränderung im Bereich der großen (globalen) Herausforderungen unserer Zeit auch im Kleinen (bei einem selbst) beginnen kann. Da für das Bauen der Prototypen ausschließlich gesammelter Verpackungsmüll verwendet wurde, ist den Kindern zusätzlich bewusst geworden wie viel Müll in einem Haushalt in wenigen Tagen anfällt. Strategien zur Müllvermeidung wurden diskutiert und vielleicht wurde diese Diskussion zuhause in die Familien weitergeführt und ein Umdenken angeregt? Durch die Peer-Situation (Schüler*innen lernen von Schüler*innen) war die Aufmerksamkeit und die Akzeptanz der Volksschüler:innen von Anfang an gegeben. Die Jugendlichen waren sich ihrer Vorbildfunktion bewusst und konnten die Wichtigkeit der SDGs überzeugend transportieren. Die Oberstufenschüler:innen lernten einen Workshop zu designen und umzusetzen. Bei einigen wurde durch diese Erfahrung das Interesse für das Lehramt geweckt. Das Feedback war außergewöhnlich gut und ich habe die Begeisterung der Oberstufenschüler:innen und der Volkschüler:innen während des Workshops extrem positiv erlebt. Es war bemerkenswert, dass mitunter eher leistungsschwächere Schüler:innen während des Projekts aufgeblüht sind und ihre Stärken im zwischenmenschlichen Kontakt wahrnehmen konnten. Die schulartenübergreifende Zusammenarbeit war eine neue Erfahrung und der kollegiale Austausch war extrem bereichernd. Der Verein IFTE hat die Ausbildung der Jugendlichen sichergestellt und den rechtlichen Rahmen für das Projekt geschaffen. Diese Kooperation war extrem hilfreich und hat den beteiligten Lehrkräften viel administrativen Aufwand abgenommen.
Ergebnis / Weiterentwicklung
Das Ergebnis war eine Ausstellung der Prototypen in den Volksschulen und eine Reflexion der Erfahrung in Form eines Portfolio der Oberstufenschüler:innen.
Das Projekt soll auf alle Fälle nächstes Jahr im Rahmen des Übungsfirmenunterrichts wiederholt werden! Da das Pilotprojekt reibungslos ablief und unsere Erwartungen übertroffen hat, sollen noch mehr Jugendliche in das Projekt involviert werden!
Teilnehmer_innen
17 Schüler:innen der 4BK des ibc hetzendorf 2 Pädagoginnen des ibc hetzendorf (Elisabeth Kunauer und Tanja List) 4 Pädagoginnen der Volksschulen (Nina Birrei, Claudia Hack-Schiefer, Tanja Pinter-Scheed, Kathrin Wiener-Förster) 4 Volksschulklassen (jeweils alle Schüler:innen der 3. Klassen bzw. der Mehrstufenklassen) Schulleiter:innen aller beteiligten Schulen Verein IFTE (Regine Eitelbös, Valentin Mayrhofer)
Vorstellung Projektleiter_innen
Tanja List: ich habe die Durchführung des Projekts am ibc hetzendorf koordiniert. Ich bin Wirtschaftspädagogin und unterrichte seit 2006 am ibc hetzendorf. Wir sind eine zertifizierte Entrepreneurship-Schule und bieten unseren Schüler:innen zahlreiche Projekte und Tätigkeitsfelder um ihre persönliche Weiterentwicklung und ihre unternehmerischen Kompetenzen zu fördern.
Ich unterrichte sowohl die klassischen Wirtschaftsfächer wie BWL und Unternehmensrechnung, als auch die persönlichkeitsbildenen Fächer sowie die Übungsfirma. Die Förderung der entrepreneurial competences der Schüler:innen ist mir ein großes Anliegen und es ist wunderschön zu sehen, wenn ein Projekt wie WILMA für alle Beteiligten ein Gewinn ist! Außerdem betreue ich das Freifach "Cultural Tutor" - ein Peer-Programm, in dem Jugendliche ausgebildet werden, einen Workshop zum Thema "Kulturelle Vielfalt" für jüngere Schüler*innen zu gestalten. Daher hat mich der Peer-Gedanke der WILMAs von Anfang an begeistert und meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht: Schüler:innen lernen am besten voneinander! Und nicht nur sie, sondern auch wir Lehrenden können dabei neue Einblicke und Erkenntnisse gewinnen :-)